Neue Geschichten zu alten Schätzen im Stadtarchiv
Hier entdeckte er, neben den dort u.a. gelagerten Pokalen, Trinkbechern und Siegerkränzen vom Harkortbergfest zwei historische Gewehre – seine Faszination war geweckt.
Sollbach, der sich privat sehr für die Geschichte historischer Schusswaffen interessiert, erkannte sofort, dass es sich hier um historisch bedeutende Funde handelte. Beide Gewehre, ein Handmörser (vermutlich zwischen 1700 und 1800 hergestellt) und ein Luntenschloss-Gewehr (eine Standard-Waffe im 30-jährigen Krieg) waren wohl nicht für den militärischen Gebrauch bestimmt. „Dagegen sprechen die Verzierungen auf den Waffen“, so der Historiker. Gerade das sogenannte Luntenschlos-Gewehr „ist hochwertig verarbeitet und auffallend verziert, mit besonderen Einlegearbeiten aus Horn. Diese Langwaffe (40 Kilo schwer und 173 cm lang) war vermutlich eine repräsentative Jagdwaffe.“ Der Handmörser, mit dem Soldaten Granaten abschießen konnten, weist eine ungewöhnlich kleine Öffnung auf, gegenüber der üblichen „militärischen“ Art. Sollbach: „Der Handmörser wurde daher vermutlich zum Abschießen von Feuerwerk oder Rettungsraketen verwendet.“
Das Luntenschloss-Gewehr war zum Zeitpunkt der „Entdeckung“ sehr verrostet und verdreckt. Daraufhin reinigte Sollbach die Waffe an einer Werkbank im Stadtarchiv über mehrere Wochen in mühevoller Kleinarbeit, um sie wieder in einen repräsentativen Zustand zu versetzen. Was fasziniert den Geschichtsforscher so an diesen beiden Waffen? „Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl für einen Historiker, einen mindestens 250 Jahre alten Gegenstand in der Hand halten und ihn wieder in seinen Ursprungszustand zurückversetzen zu können.“
Von wem diese beiden historischen Gewehre stammen, wo sie hergestellt wurden und wie sie in das Archiv gelangt sind, kann man heute leider nicht mehr nachvollziehen. Was zukünftig mit ihnen geschieht, aber schon: „Diese beiden historischen Objekte werden im Archiv einen exponierteren Platz bekommen als bisher“, so Stadtarchivarin Stephanie Pätzold. „Dank der Recherche von Herrn Sollbach wissen wir nun etwas mehr über deren Bedeutung und historischen Hintergrund. Vielleicht kann man die Objekte auch einmal ausstellen, wenn sich dazu eine Ausstellung mit einem passenden Thema anbietet.“
Bild: Stadtarchivarin Stephanie Pätzold und Historiker Prof. Dr. Gerhard E. Sollbach mit den beiden historischen Schätzen vor der Werkbank im Stadtarchiv. Foto: Stadt Wetter (Ruhr)